Diese Frage wird uns immer wieder gestellt. Aus all unseren Angeboten merken wir immer wieder, dass die Visionssuche das ist, was am schwierigsten zu verstehen ist, und die Vorstellungen und Assoziationen oftmals anders sind als das Angebot.
Dies hat verschiedene Gründe. Die Visionssuchearbeit ist noch nicht so bekannt, und wahrscheinlich liegt es auch am Namen, der sich im deutschsprachigen Raum so durchgesetzt hat. Im englischen spricht man von Vision Quest oder Vision Fast.
Vision und suchen….
Vision ist ein sehr großes Wort und wird oftmals als etwas außerhalb von sich selbst verstanden. „Da draußen“ ist eine Vision, die auf mich wartet.
„Suchen“ unterstützt dies zusätzlich – ich muss sie suchen… Dies fühlt sich oftmals anstrengend an. Gerade in einer Zeit, wo es ohnehin viele Herausforderungen gibt, noch auf die Suche gehen zu müssen…
Was ist es dann?
Die Visionssuche ist ein klar strukturiertes Ritual in der Natur, dass zu allen Zeiten und weltweit stattgefunden hat. In verschiedenen Lebensphasen und zu bestimmten Anlässen wandte Mensch sind an die Natur, um Antworten zu erhalten, dem Leben zu danken und zu würdigen, um Unterstützung zu bitten. Man ging für Selbstheilung hinaus, zur Heilung anderer, zum Innehalten, Neuausrichten. Oder um Führung aus der Natur oder dem, was größer ist als wir zu erhalten.
Heutzutage
Wir befinden uns in einer Zeit, in der Dinge sich so unglaublich schnell wandeln, alte Strukturen nicht mehr tragen und teils zusammenbrechen, wir in einer kollektiven Krise sind.
Auch im Leben jedes Einzelnen sind diese Herausforderungen zusätzlich zu den einzelnen Lebensthemen angekommen.
Eine Visionssuche bietet sich an für ungeklärte Lebensfragen, die Suche nach dem Sinn des Daseins, dem eigenen Platz im Leben, der eigenen Bestimmung und Aufgabe. Wenn Ereignisse im Leben so an einem rütteln und schütteln, dass man merkt, man passt nicht mehr ins eigene Leben, wenn man sich in einer Krise befindet.
Sie richtet sich an Menschen, die sich an einem Wendepunkt befinden. Die spüren, dass das Alte nicht mehr richtig trägt. Die einen neuen, für sich stimmigeren Weg suchen, wenn wichtige Entscheidungen anstehen, seien es Partnerschaft oder Trennung, berufliche Neuorientierung oder Krankheit. Ein Rückzug aus dem Alltagsleben kann dabei unterstützen, innere Klarheit und Stärke für den nächsten Schritt zu gewinnen.
Eine Visionssuche kann aber auch an einem Punkt im Leben stattfinden, wo viel Wandel und innere Arbeit hinter einem liegt und man dies nochmal würdigen und markieren möchte und Bestärkung und Bekräftigung für das Neue erbittet.
Eine Visionssuche eignet sich für tiefe Selbstheilung.
Oder um dem Leben zu danken.
Zum Innehalten in dieser schnelllebigen Zeit, wo so viel Reize auf einen einwirken.
Zum Ankommen im ganz Wesentlichen und bei sich selbst.
Vissionssuche als Übergangsritual
Eine Visionssuche kann ein Übergangsritual sein, muss es aber nicht. Beispielsweise gibt es Übergange zwischen zwei Lebensabschnitten, vom Jugendlichen zum Erwachsenen, Wechseljahre, Eintritt ins Rentenalter, aber auch kleinere Übergänge wie Jobwechsel, Kinder aus dem Haus, Beziehungsende. An den Punkten ist es unterstützend, den Übergang bewusst zu gestalten. Die Zeit, die hinter einem liegt, zu würdigen mit all den Erfahrungen, die Schätze zu bergen und auch zu klären, was es noch zu klären gilt, bewusst zu verabschieden und loszulassen. Sich bewusst in den Zwischenraum zu begeben, um dann mit neuer Kraft und Ausrichtung etwas Neues zu beginnen.
Die äußere Form
Die Visionssuche beginnt mit vier Tagen Vorbereitungszeit in der Gruppe. Die zentrale Frage dabei ist: Was ist es, was es dir Wert ist, vier Tage allein und fastend in die Natur zu gehen?
Mittels Naturübungen, Council, Austausch, Reflexion, Zeiten allein und in der Gruppe und Begleitung durch die Leitung klärt sich die eigene Absicht für die Visionssuche. Diese ist es, die dann durch die Zeit trägt.
Es folgen vier Tage und Nächte allein in der Wildnis, der Natur. Man fastet, hat keine schützenden und trennenden Wände zwischen sich und der Natur, ist den Elementen nah und ausgesetzt. Die Ausrüstung ist so minimal wie nötig und gleichzeitig so, dass man auch bei auch bei ungemütlichen Wetter sicher draußen sein kann. Eine Plane als schützendes Dach, Schlafsack und Isomatte, warme Kleidung und ausreichend Trinkwasser sind die Basisausrüstung. Man verzichtet bewusst auf den Kontakt zu anderen Menschen und ist einfach nur mit sich in der Natur.
Man tritt am Anfang und Ende der Solozeit über eine Schwelle und begibt sich so bewusst und mit aller Offenheit in den rituellen Naturraum.
Nach der Rückkehr kommt man zusammen, teilt das Erlebte, und die Geschichten werden im Kreis der Gemeinschaft geteilt und gewürdigt. Das Spiegeln der Geschichten als eine wertschätzende Form, diese Erlebnisse zurückzugeben, unterstützt dabei, das Erlebte zu verstehen und für den Alltag integrierbar zu machen. Jede einzelne Geschichte enthält viel Weisheit und ist oftmals auch für die Gemeinschaft von Bedeutung.
Visionssuche von Innen
Der Raum innerhalb der Schwelle, die Schwellenzeit, ist sehr individuell und bei jeder Visionssuche auch anders. Man weiß nie, was einem begegnet, was auftaucht, sich zeigt.
Es ist viel Zeit mit sich selbst, ohne Ablenkung. Zeit zum einfach da sein, leer werden, die Sinne und die Wahrnehmung stärken, Zeit, den leisen Impulsen nachzugehen, auf die eigene Intuition zu hören. Es ist Zeit, mit dem eigenen Leben aufzuräumen, Beziehungen zu klären, sich selbst und anderen zu vergeben. Es ist die Zeit, sich neu auszurichten, um Unterstützung zu bitten, zu träumen, zu sehnen.
Es ist eine Zeit für einfache, kraftvolle, selbst gestaltete Rituale.
Es ist eine Zeit, in tiefen Kontakt mit der Erde, den Elementen, der Natur zu kommen. Auch mit dem was größer ist als wir.
Es ist eine Zeit, um tief hinabzutauchen, den eigenen Drachen zu begegnen, die eigenen Schatten zu umarmen. Raum zu geben für alles Unterdrückte, was sich zeigen möchte. Zeit zum Trauern, wütend sein, zum Klagen… Und die Erfahrung zu machen, mit all dem gehalten zu sein.
In dieser Wunde liegt oftmals ein Geschenk, was dadurch erst ans Licht kommen kann.
Gemeinschaft
Eine Besonderheit der Visionssuche ist, dass man sich zwar in seinen eigenen Prozess begibt, gleichzeitig aber jeder eingebettet ist in die Gruppe, die Gemeinschaft. Das ehrliche Mitteilen, mit allem da sein dürfen, sich gegenseitig bezeugen bringt viel Heilsames mit sich. Es ist ein urmenschlicher Raum, der entsteht.
Für wen eignet sich eine Visionssuche?
Die Themen mit denen ein Mensch zur Visionssuche geht, sind so vielfältig wie unsere individuellen Lebenswege. Manchmal sind es offensichtliche Themen und Anliegen, manchmal zieht es einen aber auch nur, und man weiß noch gar nicht genau, um was es geht.
Es braucht einigen Mut, die Schwelle in das unbekannte Land zu überschreiten, sich den Unsicherheiten zu stellen. Ängste sind Teil der Visionssuchevorbereitung und gehören dazu. Es gibt immer Kräfte und Anteile in uns, die uns abhalten wollen, voll und ganz in unser Kraft zu kommen. Für den einen ist es das Fasten, für die anderen die wilden Tiere, die Gruppe… jeder hat seine eigenen Ängste, die Teil des Prozesses sind.
Was ist es nicht
Eine Visionssuche ist kein Therapieersatz und keine Therapieform. Die Zeit kann aber durchaus therapeutisch wirken.
Jeder Visionssuchende geht seinen eigenen Weg, seinen eigenen Prozess. Als Begleitung verstehen wir uns als „Hebammen“, die den Prozess unterstützen, begleiten und das innewohnende Potential einer jeden Person unterstützen, ans Licht zu kommen – die Medizin, die jeder Person innewohnt.
Unsere Tradition – School of Lost Borders
Visionssuche gab es schon immer. Visionssuchen als rituell gestaltete Rückzüge in die Natur wurden in vielen Kulturen und zu allen Zeiten der Geschichte praktiziert.
Steven Foster und Meredith Little als Begründer der School of Lost Borders haben diese Arbeit vor etwa 40 Jahren wiederendeckt und für unsere Zeit und unseren Kulturkreis zugänglich gemacht. Es ist eine sehr pure Form gibt, die viel Raum gibt für eigene Weltanschauungen, Glauben, Tradition und die sehr gut in unsere heutige Zeit passt. Wir sind beide an und in der Tradition der School of Lost Borders ausgebildet.
Voraussetzungen
Um an einer Visionssuche teilnehmen zu können braucht es eine gute körperliche und geistige Verfassung. Genauer heißt dies: Es ist Voraussetzung, die Verantwortung für sich selbst übernehmen zu können und fit genug zu sein, die Zeit in der Natur campierend zu verbringen.
Eine Absichtserklärung anhand eines Vorbereitungsschreibens mit der schriftliche Darstellung der persönlichen Motive und Ziele sowie eine Medizinwanderung im Vorfeld sind ebenso Voraussetzungen.
Und natürlich braucht es die entsprechende Ausrüstung anhand Ausrüstungsliste.
Vorgespräch
Solltest Du Fragen haben, bieten wir dir gern ein Vorgespräch an.
Noch ein paar persönliche Worte
Mit allen Angeboten, die wir als Wildnisschule machen, gehört die Visionssuche definitiv zu denjenigen, die uns am meisten am Herzen liegen. Selber hat uns die Visionssuchearbeit so unglaublich auf unseren Wegen unterstützt, und wir sind so dankbar, diese Arbeit kennengelernt zu haben und selber weitergeben zu dürfen.
So viel Ballast, den wir mit uns rumgetragen haben, durfte abfallen. Eine Krise, wo innerlich alle Schalter ausgeknipst waren und wir nur noch dunkel gesehen haben, hat sich im Nachhinein als kraftvoller Richtungsweiser gezeigt. Es ist so viel Verbundenheit entstanden, ein noch tieferer Kontakt zur Natur, viel mehr Frieden und Kontakt mit uns selbst und eine Art und Weise, wie wir spüren, dass wir so als Menschen miteinander sein möchten.
Es war Arbeit, einige Visionssuchen waren auch sehr herausfordernd, und doch hat sich so viel getan, dass wir es nicht missen möchten.
Andere Menschen auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und zu erleben wie die Arbeit wirkt, immer wieder und wieder, was entsteht, wie Wege sich weiterentwickeln ist etwas, das uns sehr berührt und mit viel Dankbarkeit diese Arbeit tun lässt.
Wenn es Dich zieht, nimm gern Kontakt mit uns auf.